26 Jun Boom der visuellen Netzwerke – Instagram und Pinterest im Tourismus
Die weltweiten Zahlen sprechen für sich: die Foto und Video Sharing-Dienste Instagram und Pinterest sind derzeit definitiv auf dem Vormarsch und erleben einen wahren Boom. Pinterest zählt gegenwärtig 40 Millionen aktive Nutzer monatlich, während es bei Instagram sogar satte 200 Millionen sind. Letzteres erfuhr allein in den vergangenen sechs Monaten einen Zuwachs von über 50 Millionen Usern.
Laut der Londoner Agentur „We are social“ sind in Deutschland ca. 3 Millionen Nutzer bei Instagram registriert, über eine Million davon nutzt den Service regelmäßig, d.h. mindestens einmal im Monat.
Bei Pinterest wird die Zahl der registrierten User in Deutschland auf ca. 1,5 Millionen geschätzt, wobei die Anzahl der Nutzer im letzten Jahr um ca. 160 % gestiegen ist.
Dies mag wohl daran liegen, dass (wie es so schön heißt) ein Bild mehr als tausend Worte sagt. Stimmt generell natürlich, aber nur wenn die Inhalte zielgruppengerecht gewählt und aufbereitet sind.
Die beiden Foto-Netzwerke werden auch deshalb so gerne von Unternehmen verwendet, da eine Kommunikation über Bilder in der Regel effektiver ist als die via Text. Laut wyzowl behalten wir 80% von dem, was wir sehen, im Gedächtnis, während wir uns nur an 20 % des Gelesenen erinnern.
Grund genug, die beiden Foto-Communitys einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und deren Tauglichkeit für den Tourismus zu überprüfen.
Wie funktionieren Pinterest und Instagram?
Bei der Facebook-Tochter Instagram handelt es sich um eine App zur Bearbeitung von Fotos in Verbindung mit einer sozialen Plattform, auf der diese mit den Followern geteilt werden können. Das Netzwerk ist vor allem unter jungen Nutzern sehr verbreitet und zielt in erster Linie auf spontane Momentaufnahmen ab, die von unterwegs direkt vom Smartphone in das Netzwerk hochgeladen werden.
Bei Pinterest (Kunstwort aus den Wortsegmenten pin + interest) werden, wie der Name schon sagt, Bilder, welche die Interessen des Users widerspiegeln, an eine virtuelle Pinnwand geheftet. Diese können dort in sogenannten Boards thematisch organisiert werden.
Bilder können dabei entweder direkt von der Webseite ausgelesen, vom Rechner hochgeladen oder aber durch einen „Pin-it-Button“, der leicht in den Browser integriert werden kann, direkt vom World Wide Web verknüpft werden.
Während Pinterest eher reproduzierend funktioniert (80% der Pins sind sogenannte Repins) und User hier vor allem Hochglanzbilder aus dem Netz online stellen, steht bei Instagram eher die schöpferische Komponente im Vordergrund. Dies schafft auch für Unternehmen, die selbst über keine Hochglanzbilder verfügen, beste Voraussetzungen, den Einstieg bei Instagram erfolgreich zu meistern.
Chancen für den Tourismus
Gemeinsam haben Instagram und Pinterest, dass es sich um soziale Netzwerke handelt, die ihren Schwerpunkt auf visuelle Elemente legen. Auf beiden Plattformen können multimediale Inhalte geteilt werden – sowohl Foto- als auch Video-Content.
Für touristische Unternehmen bergen die beiden Foto-Communitys ein besonders großes Potenzial. Denn wer lässt sich bei seiner Reiseplanung nicht viel lieber von Bildern inspirieren, die erste Eindrücke von der jeweiligen Destination, Übernachtungsmöglichkeit oder Freizeiteinrichtung geben, statt trockene Textbrocken herunterzuschlucken? Urlauber benutzen das Internet heutzutage sowohl bei der Reiseplanung als auch beim Reisekauf und sogar während des Urlaubs. Gute Gründe also, um als Unternehmen im Tourismus genau dort potentielle Kunden zu erreichen.
Visuelle Netzwerke sind hierfür genau der richtige Ort, denn dem aufmerksamen Betrachter ist sicherlich bereits aufgefallen, dass die Mehrzahl der Fotos hier bezaubernde Landschaften, köstliches Essen oder Lifestyle-Produkte zeigen. Genau die Zutaten also, die einen perfekten Urlaub ausmachen.
Darüber hinaus ist zu erwarten, dass es für Unternehmen, neben der Bewerbung von Bildmaterial über den eigenen Kanal, bald auch die Möglichkeit zur Schaltung von Werbeanzeigen in den beiden Netzwerken geben wird. Für Instagram wurden Werbeformate bereits im vergangenen Jahr in den USA getestet, nun folgen auch UK, Australien und Kanada. Bis Instagram auch hierzulande als Werbeplattform genutzt werden kann, ist es also nur noch eine Frage der Zeit. Die Werbeanzeigen werden dabei im Newsfeed der User angezeigt und unterscheiden sich lediglich durch das kleine Wort „sponsored“ von gewöhnlichen Inhalten.
Bei Pinterest sieht es ganz ähnlich aus. Auch hier wurden Ende 2013 sogenannte „Promoted Pins“ in den USA getestet. Diese betten sich ganz natürlich in die Umgebung der anderen Inhalte ein und sind nur durch den Zusatz „promoted pins“ zu identifizieren. Anders als bei Instagram, kann ein Unternehmen dann jedoch die Kategorie wählen, in der die Posts veröffentlicht werden sollen.
Best Practices im Tourismus – Instagram
Bei Instagram ist auffällig, dass der Account mit den meisten Followern von National Geographic stammt, was das Interesse an Reise-und Natur-Themen in den Foto-Communitys ein weiteres Mal bestätigt. National Geographic versteht es auf geschickte Weise seine User mit Bildern in den Bann zu ziehen, die Momente einfangen, welche die Geschichten Einheimischer erzählen oder atemberaubende Landschaften zeigen.
Ein weiteres Paradebeispiel für eine richtige Instagram-Nutzung ist der Account von Tourism Australia. Fotos atemberaubender Naturspektakel wechseln sich hier mit Bildern ab, die lustige Tier-Schnappschüsse zeigen und so den entspannten Lifestyle der Australier vermitteln. Die witzigen Shoots sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt und wecken das Interesse der User an der Destination. Von der Giraffe, die neugierig in die Kamera linst, über einen lachenden Koala, bis hin zu einem Känguru, das an der Seite eines Users seelenruhig den Sonnenuntergang betrachtet, ist alles dabei.
Neben tollem Bildmaterial ist auch Interaktion seitens des Unternehmens hilfreich. Das heißt: anderen folgen und Fotos kommentieren, um so auf sich aufmerksam zu machen, User dazu ermutigen mit einem bestimmten, unternehmensspezifischen Hashtag Fotos zu markieren. Auch User-Fotowettbewerbe als Gewinnspiel sind eine gute Idee.
Ein weiteres beliebtes Mittel, um mehr Follower für das eigene Unternehmen zu begeistern, sind sogenannte Photowalks, wie sie beispielsweise der Reiseveranstalter Thomas Cook seit einiger Zeit durchführt. Grundidee ist hierbei, dass sich Foto-Liebhaber in einer bestimmten Stadt oder Region treffen, um von dort aus gemeinsam zu einem Photowalk aufzubrechen, bei dem von den Usern besondere Foto-Momente eingefangen werden, die dann anschließend mit einem zuvor festgelegten Hashtag markiert und auf Instagram veröffentlicht werden.
Dies bietet dem Unternehmen die Möglichkeit, Fotos mit dem Hashtag zu bündeln und so z.B. im Rahmen eines Gewinnspiels die beste Aufnahme zu küren. Thomas Cook etwa verlost unter allen Teilnehmern der Photowalks, die 2014 stattfinden, am Ende des Jahres eine Reise für 2 Personen nach Dubai. Natürlich erreicht Thomas Cook durch die Photowalks und die entsprechenden Hashtags auch die Aufmerksamkeit immer weiterer User auf Instagram, die dem Unternehmen dann wiederum folgen.
Solche Aktionen helfen daher insgesamt mehr Reichweite in den Visual Networks zu erlangen und unterstreichen außerdem den sozialen Charakter der Netzwerke, da aufgrund des gemeinsamen Fotografierens und Austausches, sozial hier nicht nur virtuell zu verstehen ist, sondern in die Realität hineingetragen wird. Gibt es dann auch noch etwas zu gewinnen, ist dies für die Positionierung des Unternehmens in den visuellen Netzwerken sehr imagefördernd.
Best Practices im Tourismus – Pinterest
Gute Beispiele dafür, wie man Pinterest als Touristik-Unternehmen erfolgreich für sich nutzen kann, liefern die Accounts von Visit Norway und Bayern Tourismus mit je ca. 3.844 bzw. 1.460 Followern (Stand heute).
Beide Tourismusorganisationen verstehen es, die Vielfalt der eigenen Urlaubsregion mittels Boards darzustellen, die sich bestimmten Städten, dem heimischen Lifestyle, typischen Gerichten oder Veranstaltungen widmen. Durch den Einsatz von Boards, die ungewöhnliche Aspekte einer bestimmten Urlaubsregion zeigen, welche der User nicht unbedingt erwartet, könnte das Ganze jedoch noch etwas aufgelockert werden. So wäre eine Überlegung, nicht nur den traditionellen Aspekt der Region zu betonen, sondern auch Boards zu erstellen, die das moderne, junge und unkonventionelle Bayern zeigen (z.B. Board zu Szenetreffpunkten oder Street Art).
Seit kurzem hat Pinterest auch eine Kartenfunktion für die Erstellung von Boards herausgebracht. Hierbei können Bilder durch das Hinzufügen eines Ortes geografisch markiert und so innerhalb eines Boardes auf einer Landkarte visuell dargestellt werden. Dies dient Usern dazu, Plätze, die man noch sehen möchte, zu kennzeichnen oder Weiterempfehlungen von Orten übersichtlich darzustellen. Für Reiseanbieter kann die Kartenfunktion zur Präsentation von Rundreisen dienlich sein, während Hotelketten so die Möglichkeit haben, eine Übersicht ihrer Standorte zu geben.
Das Bilder-Netzwerk lässt sich auch gut für Gewinnspiele nutzen um die Interaktion der Nutzer anzukurbeln. Ein schönes Beispiel hierfür ist das Winterlichtblick-Gewinnspiel von Bayern Tourismus aus dem Jahr 2013.
Bildnachweis Titel: © tomer turjeman – Fotolia.com
Dieser Artikel wurde geschrieben von Viktoria Pfaff
Viktoria beschreibt sich selbst als Social Media-affine Italienliebhaberin. Sie hat eine absolute Schwäche für italienisches Essen, die italienische Lebensart und Sprache. Mehrere Jahre hat sie bereits in Italien gelebt und war dort im Tourismusmarketing für Deutschland tätig. Bei der social media akademie für reise und touristik ist sie im Content Marketing eingesetzt und brennt darauf, sich immer neues Wissen anzueignen.